SÜDWEST PRESSE
Rammingen / Barbara Hinzpeter, Samstag, 17.03.2018
Urnen so bunt wie das Leben
Es ist ein besonderes Abschiednehmen: Bei Helga Klaiber in Rammingen können Trauernde beim Gestalten mitwirken.
Rot wie die Lieblingsrose einer Verstorbenen, blau wie der Ozean oder ockergelb wie der Wüstensand: Helga Klaiber gestaltet Keramikurnen, die so bunt sind wie das
Leben. Seit etwa sechs Jahren hat sich die Rammingerin darauf spezialisiert. Jedes Exemplar, das in ihrer Werkstatt entsteht, ist ein Unikat.
„Ich dachte, die Bestattungswelt braucht mehr Farbe“, sagt sie. Umgesetzt hat sie den Gedanken erstmals, als eine langjährige Teilnehmerin ihrer Töpferkurse und
zugleich Mutter ihrer besten Freundin starb. Diese habe sich für die Asche ihrer Mutter, die diese Farbe sehr geliebt hatte, ein Gefäß in kräftigem Rot gewünscht. Außerdem arbeitete Helga Klaiber
ein Blatt vom Ginkgobaum aus dem Garten der Verstorbenen ein und legte die Urne mit Rosenblättern aus. „So konnte ihr die Tochter noch etwas mitgeben“, und auch sie habe sich beim Formen des Tons
mit der Frau und ihrem Leben beschäftigt.
Ein Stück Trauerarbeit.
Es war ein logischer Schritt für Helga Klaiber, nicht nur die Ideen der Auftraggeber aufzunehmen, sondern sie, wenn sie es wünschen, auch selbst am Prozess teilhaben
zu lassen. Für Angehörige könne das ein Stück Trauerarbeit sein. Zwei Damen seien bis aus München angereist, um die Urne für ihren Papa zu gestalten. Das half ihnen, sich mit seinem Wunsch auf
Feuerbestattung abzufinden.
Die Mutter einer jungen Verstorbenen beschreibt ihre Erfahrung so: „Die Arbeit an der Urne war für mich wie eine Therapie. In ruhiger,
entspannter Atmosphäre erschufen wir ein Gefäß, in dem wirklich ein Teil von uns steckte
und das wir unserer Tochter mit auf die Reise geben konnten.“ Das hat Helga Klaiber tief berührt. Wie der Auftrag eines
jungen Mannes, der wusste, dass er seine Krankheit nicht überleben würde. Er konnte nicht selber mithelfen, wollte
aber eine Urne, die etwas über ihn aussagt. Es folgte ein langer Austausch von Ideen und Entwürfen.
Helga Klaiber: „Wir schickten viele Bilder hin und her“.
Sie habe viel gelernt von dem jungen Mann, der die Urne schließlich persönlich bei ihr abholte.
Helga Klaiber nahm an der Trauerfeier teil, schließlich hatte sie den Mann eineinhalb Jahre lang begleitet. Solche
Begegnungen lassen sie nicht los, prägen auch sie.
Deshalb habe sie vor, ein Buch über ihre Werke und die damit verbundenen Erfahrungen zu schreiben, sagt
die 59-Jährige.
Es kommt auch vor, dass Menschen, deren Ende nicht so deutlich bevorsteht, das Urnen- Gefäß für ihre
Asche bei ihr in Auftrag geben oder selbst mitgestalten.
Manche haben ihre Urne im Wohnzimmerregal stehen und fühlen sich beim Anblick dieser nicht unwohl.
Im Gegenteil.
Für manche ist dies ein beruhigendes Gefühl, ja sogar eine Freude, Stolz über die schöne selbstgewählte Urne.
Helga Klaiber kann das nachvollziehen.
Sie lässt sich von dem Spruch einer buddhistischen Nonne leiten: „Die Vergänglichkeit ist ein Prinzip der Harmonie. Wenn wir uns nicht gegen sie auflehnen, sind wir in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit.“
Kunden bestellen ihre eigene Urne, weil sie den Hinterbliebenen möglichst viele Entscheidungen abnehmen möchten,
manche möchten ihre eigene Urne zur Vorsorge oder ein paar gesammelte Erinnerungsstücke ihres Lebens
darin aufbewahren. Es gibt noch sehr viel mehr Gründe.
Mittlerweile liefert die gebürtige Langenauerin an Bestatter in ganz Deutschland.
Die Friedhofskultur kennt immer mehr Urnengräber und Kolumbarien, auch in unserer Region setzt sich der Trend
zur Feuerbestattung durch.
Andererseits werde die Gesellschaft zunehmend individualistischer, so Helga Klaiber, und das drücke sich auch
darin aus, dass Angehörige oder Nahestehende durch die persönliche Gestaltung einer Urne des Verstorbenen gedenken wollen.
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VIELE JAHRE KURSE GEGEBEN.
Werdegang Helga Klaiber ist gelernte Zahntechnikerin. Sie kam durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit im
Pflegeheim Sonnenhof zum Töpfern und richtete sich schließlich eine eigene Werkstatt ein.
Viele Jahre lang gab sie Kurse für Kinder und Erwachsene.
Auf Kunsthandwerkermärkten war sie vertreten mit Dekorativem für Garten und Haus, bevor sie sich 2013
auf die Herstellung von Urnen spezialisierte. Weitere Informationen unter www.keramik-urnen-klaiber.de
© Bild und Text, Barbara Hinzpeter, SÜDWEST PRESSE
Sonderausstellung "HARMONIE" - 2014 -
Es geht um Wachsen und werden, um Verarbeitung
von Natur- und Lebenserfahrung.
Kein Mensch und Lebewesen gleichen einander-
Keine meiner Urnen gleicht der Anderen.
Ein harmonisches Kontrastprogramm.
In den Ausstellungsräumen von Isabel Schips-Querengässer Langestr.5 in Langenau.
Ausstellung im Grünen Hof in Ulm mit dem Thema Energie.
von November bis Dezember 2013.
Veranstalter: www.kunstbauraum.de
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